Besuch der Synagoge in Salzburg

Am 22. April besuchten die vierten Klassen im Rahmen des Religions-und Geschichteunterrichts die Synagoge in Salzburg.

Unser Begleiter war Marko Feingold, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Zuerst brachte er uns, anhand von vorbereiteten Fragen, den jüdischen Glauben näher.
Er erzählte uns, was man am Sabbat, dem wöchentlichen Feiertag darf bzw. nicht darf. Auch über die Speisevorschriften erzählte er uns Neues. Natürlich hörten wir auch darüber, was es in der Synagoge zu sehen gab. Interessant war auch zu erfahren, dass alle Synagogen auf der ganzen Welt nach Jerusalem ausgerichtet sind. Er zeigte uns auch die Thorarolle, aus der in Gottesdiensten gelesen wird. Sie werden, so erzählte er uns, noch heute nach genauen Vorschriften mit der Hand auf Pergament geschrieben.

 

Im zweiten Teil erzählte er von seinem Schicksal in der Zeit des Nationalsozialismus. Er überlebte vier Jahre in verschiedenen KZs. Dass gerade er überlebt habe, liegt an einer Unzahl von Zufällen, die er,wie er uns erzählt hat, nach der Befreiung für sich aufgelistet hat. Durch ihn konnten wir auch aus Zeugenmund erfahren, wie sich das Leben im KZ dargestellt hat. Befreit wurde er 1945 im KZ Buchenwald. Auch hier erzählte er uns einiges, besonders interessant war, dass sich die Häftlinge nicht, wie es die Geschichtsschreibung in der ehemaligen DDR dargestellt hat, selbst befreit haben. Zum Abschluss hielt er noch einen flammenden Appell für die Demokratie, da jeder Diktatur, komme sie von links oder rechts  oder irgendeiner Religion, zutiefst abzulehnen sei.

Die SchülerInnen folgten seinem Vortrag gespannt und nahmen neue Erkenntnisse mit.

 

Aus dem Eintrag im Salzburgwiki über Marko Feingold:

Marko M. Feingold (* 28. Mai 1913 in Neusohl, damals Österreich-Ungarn, heute Banská Bystrica in der Slowakei) ist seit 1979 Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg.
Marko Feingold wuchs in der Leopoldstadt in Wien auf. Nach Prag zurückgekehrt, wurde er am 6. Mai 1939 von der Gestapo verhaftet. Als er 1941 schließlich in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht wurde, begann ein Leidensweg, den nur äußerst wenige überlebten. Nach Transporten in Konzentrationslager im Norden (Neuengamme) und Süden (KZ Dachau) Deutschlands, kam er schließlich ins KZ Buchenwald, wo Feingold wie durch eine Reihe von Wundern die Befreiung durch die Amerikaner am 11. April 1945 erlebte.
Weil ihm auf der Fahrt nach Wien der Eintritt in die sowjetische Besatzungszone verweigert wurde, ließ er sich 1945 in Salzburg nieder, wo er seither lebt. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft in Salzburg übernahm er die Leitung der Küche, die für Verfolgte des Nazi-Regimes eingerichtet worden war. Zwischen 1945 und 1948 half er jüdischen Flüchtlingen, die überwiegend aus Osteuropa kamen (displaced persons) bei der Flucht über die Alpen (zu Seehäfen) nach Palästina (Krimmler Judenflucht). 1948 wurde er Inhaber eines Modegeschäftes, das er bis zu seiner Pensionierung 1977 betrieb.
Ab 17. Juni 1946 war Feingold kurz Präsident der wiedererrichteten Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Noch im selben Jahr musste er dieses Amt jedoch wieder aufgeben. Erst nach seiner Pensionierung übernahm er es 1979 wieder. Seit den 1980er Jahren hält er als Zeitzeuge Vorträge vor Schülern, Studenten, Pfarrgemeinden und Vereinen. Häufig ist er auch Gastgeber für Schulklassen und andere interessierte Gruppen, die die Salzburger Synagoge besuchen.

 

Fotos zur Exkursion: 

Synagoge Salzburg

 

Bericht: Werner Renzl (GS-Lehrer 4a, 4b)